Malerei

Der Mut immer wieder ein Bild zur Welt zu bringen, von dem ich nicht weiß, ob es Atem genug haben wird um zu leben.

Als wäre ich eine ruhelose Seele, die immer aufs Neue den unschuldigen Leib eines Bildes sucht, um in ihn zu fahren.

Gnadenlos und besessen.
Ich stelle mich meiner hilflosen Blindheit, die mein Auge mit der Leinwand verwandt macht.

Dem Kratzen von farbigem Licht auf der Netzhaut und dem Drang, dem Flüssigen seinen Lauf zu lassen.

Wie ein unendliches Weinen, das mich begleitet.

Wie der Schmerz von tausend vergeblichen Leben.

Ich bin ein sehr altes Kind, das seine dreckige Windel an die Wand schmiert mit Wut auf den Vater und sein fehlendes Echo.

Meine Arme gelähmt und mit blutendem Herz.
Farben sind mögliche Freundschaften und Kriege.

Ich habe es aufgegeben, sie zu verkuppeln und zu verhindern.


Ich bin Mörder und Mutter, Engel und Räuber auf der Suche nach einem Zuhause.

Meine Bilder wie geizige Gastgeber, die mich locken um zu Verweilen und mich bei Nacht und Sturm wie einen alten Hund vor die Tür jagen. 

Hirnfarben

In ihrem Kühlschrank hatte sich - zwischen rohen Eiern - ein feister Gott breit gemacht und flüsterte leuchtend: There's no snow on the moon. Das war ein erfrischender Satz! Sie nahm ihn eilig mit, zwischen die Federn, um ihn ganz heimlich, für sehr schlechte Zeiten, aufzutaun und zu bewahren. Dann malte ein Traum ihr ein trockenes Bild auf die zitternde Haut ihres Herzens. Sie erinnerte sich daran, frierend. Vor ihr die dunkel dampfende Erde ihres einzigen Ackers, tief und sauber durchpflügt. Und plötzlich wusste sie: Reflexion war hirnfarben. Schon immer.

Bach

Inzwischen kniee ich auf dem Boden. Vor mir ein leeres Blatt hinter mir der Tag. Ich höre Autos und sehne mich nach Bach. Wie wunderbar, dass er so heisst. Ich liebe Bäche. Die ganz kleinen und die größeren, die zwischen Wiesen versteckten und die über Steine stürzenden. Die Klippen in meinem Gehirn. Sätze wie Wasser. Worte wie Steine, die darin rollen. Sehnsucht nach dem Meer, in dem ich gewiegt werde. Kein Fallen mehr kein Versickern. Hab vergessen, dass ich selbst dort nicht sicher wäre. Würde verdampfen und zertreut mich wiederfinden. In einem Bach, einem Fluss einem See. Und wieder die Sehnsucht, alles von vorn.

Nackt

Noch gestern hatte sie gelacht über sich und ihr Leben. Sie hatte gedacht 'wie einfach doch alles ist'. Hatte ein paar Menschen getroffen, sie nicht geliebt aber gemocht und war froh, als sie sie wieder verlassen konnte. Sie waren da, auch wenn sie ging. Sie hatte nicht geweint als sie alleine zwischen den Kissen lag und der Schlaf sie überfiel. Dann hatte sie alles vergessen, bis zum Morgen, der plötzlich feucht und halb tot zwischen ihren Beinen lag. Sie musste schnell die Decke aufschlagen und sich in einen Menschen verwandeln. Sich daran erinnern, dass ihr Kopf nach oben gehörte und nicht auf den Boden, dass sie auf zwei Beinen zu gehen gewohnt war und nicht zu kriechen. Dass sie sich bekleiden musste, um nicht nackt zu sein.

 

 

Ich weiss nicht, wie es kommt...

Aber sie läuft mir ständig davon. Kaum brauche ich sie einmal, ist sie verschwunden. Wenn ich morgens zu lange im Bett liege merke ich, dass sie da ist. Sie liegt neben mir und schläft auch noch ein bisschen. Doch sobald ich die Augen aufschlage, ist sie schon wieder auf der Flucht vor mir. Nackt kann ich sie unmöglich einholen. Auch nicht, ohne gefrühstückt zu haben. Und bis ich soweit bin, ist sie über alle Berge. Sie hinterlässt drei weiße Haare auf meinem Kopf und die Telefonrechnung in meinem Briefkasten. Sie bestimmt, wann es etwas zu feiern gibt und wieviel ich verdiene. Und immer werde ich nach ihr gefragt obwohl ich sie nur flüchtig kenne. Ich zeige dann ihr Bild und gebe Auskunft über sie als ob man sich auf sie verlassen könnte. Doch insgeheim weiß ich: sie wird mich quälen, verraten, mich immer wieder enttäuschen und eines Tages wird sie schuld sein an meinem Tod. Die Zeit.


Hinweis: Bitte die mit * gekennzeichneten Felder ausfüllen.